SPN RPG (Play) 1x1

Kelly saß an einer Bar in einer Kneipe für Jäger mitten in der Pampa irgendwo in Utah. Draußen waren es über 35°C und die Klimaanlage in der kleinen Jäger-Kneipe lief auf Hochtouren. Kelly hatte ein Bier vor sich stehen an dem sie gelegentlich nippte und las in einer Akte zu einem interessanten Fall die sie am schwarzen Brett der Kneipe gesehen hatte, während im Radio I don't wanna miss a thing von Aerosmith lief. Sie summte leise mit und studierte einige Zeitungsartikel die der Akte beigeheftet waren. Im Hintergrund konnte sie einige Jäger hören, wie sie Billiard spielten und einer, der sich lautstark am Telefon mit seinem Partner stritt. Sie war die einzige weibliche Anwesende, aber das war sie gewohnt als Jägerin. Es schien eher ein Männerjob zu sein. Sie schob die Akte beiseite und bestellte sich noch etwas zu trinken. Plötzlich spürte sie einen warmen Luftzug an ihren entblößten Schultern, da sie aufgrund der Hitze nur ein Tanktop trug. Sie schielte zur Tür und sah dass jemand herein kam. Ohne sich weiter darum zu kümmern widmete sie sich wieder ihrem eigenen Kram.

Warm. Durst. Müde.
Tylors Kopf war völlig leer. Nur ihre Instinkte schienen sie zu der kleinen, heruntergekommenen Jägerkneipe zu leiten auf die sie geradewegs zusteuerte.
Den ganzen Tag war sie schon auf den Beinen gewesen um neue Hinweise oder wenigstens irgendetwas zu finden, was sie eventuell dem Geist näher bringen würde, der nahezu ihre ganze Familie ausgelöscht hatte.
Sie war es leid. Kein Erfolg und das seit jahren, das zehrt an den Nerven und laugt aus und das wusste sie. Tylor brauchte Ablenkung. Ein neuer Fall vielleicht ? Oder zumindest eine Beschäftigung. Ja, ein Hobby. Angeln? Gol... nein! Das geht zu weit. Eine Bar finden und was trinken war wohl die beste Entscheidung.

Als sie die Tür öffnete kam ihr sofort die stickige Luft entgegengeschlagen. Tylor steuerte auf den Tresen zu und setzte sich ohne auf ihre Umgebung genauer zu achten. Durst.
"Ein Bier bitte!" , bestellte sie beim Barkeeper.
Als sie zufrieden den ersten kalten Schluck getrunken hatte schaute sie sich um.
An einem kleinen Tisch saßen zwei verwitterte Männer und spielten mit ihren Jägermessern. Neben an lag ein anderer mit dem Kopf auf einem Teller und schnarchte lautstark.
Was für tolle Gesprächspartner.
Doch da fiel ihr die junge Frau neben ihr ins Auge, die konzentriert über einer Akte brütete.
"Na, kommst du voran?"

Kelly blickte verwirrt auf, als sie die Stimme einer Frau vernahm. Sie sah ihre Nachbarin prüfend an. Ihre langen blonden Locken wirkten verspielt, doch ihr Gesicht zeugte von Müdigkeit. Kelly seufzte. "Könnte besser laufen. Mitten in der Pampa und dann so ein verzwickter Fall." Sie schob die Akte zwischen sich und ihre Sitznachbarin. Sie zeigte auf eine Beschreibung einiger Ereignisse. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich dabei um einen Geist handelt, der das Dorf schon seit Jahren heimsucht. Aber ich sehe einfach kein Motiv." Sie seufzte wieder. "Es gibt in einem Dorf ganz in der Nähe jedes Jahr am 16. Juni einen Todesfall - das ist in zwei Tagen. Immer ein Mann zwischen 18 und 30. Ich sehe weder einen Zusammenhang zwischen ihnen, noch bei ihrer Todesart. Vielleicht handelt es sich auch nicht um einen Geist." Sie überlegte kurz. "Es könnte auch ein Fluch sein."

Geist! Bei dem Wort drehte sich Tylor der Magen um. Seit dem gewaltsamen Tod ihrer Familie, der durch einen rachsüchtigen Geist verursacht worden war welcher damals in ihre kleine Schwester gefahren ist, verspürte sie einen großen Hass auf alles was mit diesen Wesen zu tun hatte.

"Hmm...Also ich denke ein Fluch ist das nicht. Wären dabei nicht eher Verwandte betroffen?
Ich meine Geister morden manchmal eher zusammenhanglos so wie bei deinem Fall.
Verfluchungen werden schon seit Anbeginn der Menschheit über bestimmte und zumeist sogar sehr wichtige und machtvolle Geschlechter gesprochen.
Das hier alles (auf Zeitungsartikel deutend) spricht - meiner Meinung nach - für einen Geist."

Tylor überlegte kurz. Sie wusste weder etwas von dieser Frau noch von ihrer Geschichte und doch war sie schon dabei ihr bei einem Fall zu helfen. Tylor mochte sie. Ihre Art ohne viel unnützes Gefasel zur Sache zu kommen. Außerdem wirkten ihre großen, dunklen Augen sehr vertrauenserweckend.

"Ich bin übrigens Tylor, aber die meisten nennen mich einfach nur Ty."

"Angenehm. Ich bin Kelly", sie reichte Ty ihre Hand hin. "Kelly Anderson. Mein Vater ist Gerry Anderson. Auch ein Jäger, vielleicht hast du mal von ihm gehört." Sie sah wieder auf die Akte. "Was den Fluch betrifft hast du recht. Es wäre relativ unwahrscheinlich. Aber ich glaube da gibt es einen Zusammenhang, ein Muster, was den Geist betrifft." Sie überlegte kurz. "Wäre es ein Geist der wahllos tötet müsste er Ortsgebunden sein: In einem Haus oder einer Einrichtung. Das hier sieht mir nach etwas größerem aus. Ich sollte hinfahren und einige Bewohner befragen. Das Dorf hat ja nur knapp 200 Einwohner." *Mitten in der Pampa*, dachte sie wieder. "Hey!", rief sie dann erfreut, "es sieht nicht so aus, als hättest du gerade selbst einen Fall. Komm doch mit mir. Ich könnte bei der Befragung eine Menge Hilfe gebrauchen." Kelly liebte es sich Vorwände auszudenken um Leute zu befragen, doch es erforderte meistens eine Menge Aufwand

Sie drehte sich zum Barkeeper, einem hageren Mann mit wettergegerbten Gesicht und freundlichen Augen. "Ich nehme noch ein Bier." Sie schielte zu Ty und lächelte sie an "Nein, zwei, bitte", korrigierte sie sich.

"Haha wo du recht hast! Ich könnte wirklich etwas Ablenkung gebrauchen und bei Geistern sage ich sowieso nicht nein." Ty schmunzelte. Endlich hatte sie einen Fall und einen vielversprechenden noch dazu. Scheinbar unlösbare Rätsel liebte sie.
"Falls das mit den Befragungen nicht so ganz einfach wird...mein Vater war bei der Army bevor er starb. Ich habe also Zugang zu einigen...nun...nennen wir sie leicht undiplomatischen Hilfsmitteln", zwinkerte sie Kelly zu. "Die vom Land sind nämlich nicht so verweichlicht wie die aus der Stadt. Das wird bestimmt noch lustig!"

Nachdem die beiden ihr Bier getrunken hatten, kramte Tylor in ihrer alten Ed Hardy Umhängetasche und zog ein Kärtchen hervor. "Hier meine Visitenkarte. Damit wir immer erreichbar sind falls etwas passiert."

Kelly nahm die Visitenkarte an und studierte sie. "Danke." Sie kritzelte ihre Handynummer auf eine fleckige Servierte und reichte sie Ty. "Nicht ganz so vornehm, aber sie erfüllt ihren Zweck." Sie lachte. "Du bist nicht in einer Jägerfamilie groß geworden, oder?", fragte sie jetzt etwas aus dem Zusammenhang. Sie konnte sich vorstellen, dass Ty auf Rache gesinnt war, was die Welt des Paranormalen betraf. Nebenbei kramte Kelly ihr Portmonee aus der Hosentasche und warf einige Scheine auf die Theke. Sie ließ den Blick kurz über die gefälschten Kreditkarten und das Bild mit ihrer verstorbenen Mutter und ihrem Dad schweifen, bevor sie ihr Geldbörse wieder wegsteckte. Dann fragte sie noch: "Bist du mit dem Auto hier oder nehmen wir meinen Wagen nach Bright Springs?"

Tylor lachte. Mit dieser Person lässt es sich arbeiten.
"Ich bin zu Fuß hier. Wir können dein Auto nehmen."
Bright Springs. Den Namen kannte sie irgendwo her. Vielleicht aus einem alten Fall? Ihr wollte partout nichts einfallen. Also folgte sie Kelly zu ihrem Auto und setzte sich auf den Beifahrersitz.
Da der Wagen in der prallen Vormittagssonne gestanden hatte, war es im Inneren dementsprechend heiß und sie kurbelte ihr Fenster herunter.
"Können wir vielleicht noch bei meiner Schwester Lucie vorbeifahren? Ich will ihr nur schnell bescheid sagen, dass ich für 'ne Weile nicht in der Stadt sein werde. Sie wohnt hier ganz in der Nähe."
Die Karte studierend fügte Ty hinzu:" Ah das liegt sogar auf dem Weg."

"Na klar, kein Problem. Wo wohnt deine Schwester denn?", fragte Kelly und beugte sich über die Karte. Dann startete sie den Motor. Zum Glück hatte ihr 1968er Lincoln Continental eine Klimaanlage. Der matte hellblaue Lack blätterte schon außen an einigen Stellen ab, doch von innen war er relativ sauber - bis auf die CD Hüllen und einiger anderer kleiner Gegenstände die vereinzelt auf den Rücksitzen lagen. Kelly legte eine CD ein. "Ich hoffe du magst Guns n' Roses", lachte sie. Dann fuhr sie los und sie entfernten sich langsam von der Kneipe.

"Riverview. Eine Kleinstadt ganz in der Nähe.", antwortete Tylor.
"Eine Kleinigkeit noch: Wenn wir da sind, sag bitte nichts von unserem Fall... Lucie will nichts mit diesem Geschäft zu schaffen haben. Seit...seit diesem Vorfall hat sie versucht wieder ein ganz normales Leben zu führen."
Auf der Fahrt nach Riverview unterhielten die beiden sich gut. Die verdorrten Büsche und das trockene Wüstengras flog an den Seitenscheiben vorbei. Schließlich entlockte Kelly Ty ihre Hintergrundgeschichte (zu lesen im Stecki in "Planung"). "Jetzt weißt du, warum ich mich dafür entschieden habe, Jäger zu werden.", schloss sie die knappe Erzählung.
Tylor musterte Kelly genau. Würde sie sie jetzt unnötigerweise bemitleiden?

Kelly nickte. "Ich bin schon in einer Jägerfamilie groß geworden. Aber als meine Mutter von einem Dämon getötet wurde war nichts mehr wie vorher...", sie schilderte ihre Geschichte kurz (siehe ebenfalls im Planungsthread). "Mein Dad war nicht mehr der selbe und seitdem hatte ich nie lange ein richtiges zu Hause." Sie klang nicht wehmütig als sie das sagte, sondern eher nüchtern als erkläre sie den Gebrauch einer Nähmaschine. Dann stutzte sie. "Hast du deine Waffen in deiner Tasche? Weil wenn ja, solltest du sie gleich in den Kofferraum legen. Ich will nicht in eine unerwartete Polizeikontrolle geraten." Sie zwinkerte. Im Kofferraum gab es wie in fast jedem Jägerauto einen doppelten Boden.

*Klack!* Tylor ließ ihre Smith & Wesson im Kofferraum zu den kurz vorher verstauten Waffen von ihr und Kelly gleiten. Nach einem langen Blick auf ihr Jagdmesser, legte sie auch dieses dazu und verschloss den doppelten Boden des Kofferraumes. Kelly hatte an einer kleinen Tankstelle gehalten sodass sie in Ruhe ihr etwas auffälliges Gepäck im Wagen verschwinden lassen konnte.

(nach 6 Meilen...)

"Gut. Jetzt rechts abbiegen und dann müsste eigentlich schon... Ah da! Hier kannst du parken." Ty faltete die Landkarte auf ihrem Schoß zusammen und reichte sie Kelly. "Bin in 5 Minuten wieder da !"
Sie stieg aus dem Wagen und wollte geradewegs auf die Haustür des kleinen, weiß getünchten Familienhauses ihrer Großeltern zugehen, machte jedoch noch einmal einen Schlenker und steckte den Kopf durch das Fenster der Fahrerseite :" Oder willst du mitkommen?" Sie grinste breit.
Denn: Ihre jüngere Schwester lebte bei ihren Großeltern bis sie das College abgeschlossen hatte und besagte Großeltern (vor allem Oma) waren begeisterte Köche und Tylor roch schon das Mittagessen durch ein offenes Fenster.

Kelly sah etwas schockiert aus. "Ich soll mitkommen? O..okay", sie hatte nicht damit gerechnet, stieg aber trotzdem aus dem Wagen aus. Sie knallte die Autotür zu und schloss den Wagen ab. Dann folgte sie Tylor zur Haustür. Sie war gespannt auf Tys kleine Schwester. Eigentlich kam es nicht oft vor, dass sie außerhalb ihres Berufes bei Nicht-Jägern zu Hause war. Sie schnupperte. Es kam auch nicht oft vor, dass sie frisch gekochtes Essen gegessen hatte und musste sich eingestehen, dass sie nichts gegen eine ordentliche Mahlzeit einzuwenden hatte. Dann drehte sie sich wieder zu Ty. "Was soll ich denn sagen, wenn jemand fragt wieso wir nach Bright Springs fahren?"

"Keine Sorge! Meine Schwester ist mich gewöhnt!", war Tys einzige Antwort und sie klingelte lachend.
Nach dem zweiten Mal öffnete eine alte, liebenswürdige Dame die Tür.
"Ach Tylor! Das ist aber schön dich mal wieder zu sehen."
"Wie gut von dir jemanden mitzubringen, Marry hat mal wieder viel zu viel gekocht." brummelte es aus der Küche. Opa.
"Ist Lucie nicht da?" fragte Ty, sich in der kleinen Küche umschauend.
"Nein, sie musste heute am College bleiben und...ach ich weiß schon gar nicht mehr was sie da machen wollte!" trällerte Marry. "Wollt ihr zwei nicht etwas essen? Es gibt Rouladen und Klöße!"

Nach dem Essen holte Tylor Zettel und Stift aus der Schublade unter der hellen Spüle und schrieb ihrer Schwester eine knappe Mitteilung.


Sie reichte den Zettel ihrer Großmutter mit der Bitte, ihn an ihre Schwester weiterzugeben.

(kurzer, aber herzlicher Abschied -von Seiten der Großmutter sehr herzlich- und dann wieder ab ins Auto...)

"Und ? Ich wusste doch es würde sich für uns lohnen freundlich zu Großmutter zu sein", Tylor schmunzelte. "Jetzt können wir uns ganz unserem Fall widmen!"

Kelly erwiderte das lachen. "Deine Großmutter ist wirklich nett!" Sie startete den Wagen und fuhr los. Schon bald verließen sie Riverview und waren auf der Highway Richtung Bright Springs. Die Fahrt war kürzer als Kelly erwartet hatte und schon bald sah sie das große hölzerne Willkommens-Schild des kleinen Kaffs in dem die beiden Jägerinnen die nächsten Tage verbringen würden. "Wir sollten uns zuerst um eine Unterkunft kümmern", murmelte Kelly. Doch schon nach wenigen Metern sah sie ein Gasthaus. Es war etwas heruntergekommen und wirkte nicht sonderlich einladend. "Ich habe nicht vor länger als nötig in dieser Baracke zu schlafen", erklärte sie als sie ihren Wagen parkte. Dann griff sie nach hinten unter die Sitze und zog eine kleine Reisetasche hervor in der gerade mal genug Platz für das nötigste war.
Gemeinsam begaben sich die beiden zur Rezeption. Sie drehte sich zu Ty. "Ein oder zwei Zimmer?"

"Diese Bruchbude sieht nicht danach aus als ob sie sonderlich mehr als 5 Zimmer hat. Eines reicht mir." Sie kramte in ihrer alten Umhängetasche und zog einen kleinen Geldbeutel hervor.
"Hier, eine Übernachtung mit Frühstück - Ja die haben hier sowas - kostet gerade mal zehn Dollar!" ,rief Tylor erstaunt aus und drückte Kelly einen zwanziger in die Hand.

Das Zimmer (oder wie man es nennen soll...) war sehr klein. Die dunkle, rustikale Holztäfelung entlang der Wand wurde auf der Seite gegenüber lediglich von einem kleinen, fast blinden Fenster unterbrochen, durch welches fahles Sonnenlicht hineinschien.
Auf dem Fußboden vor den beiden Betten - eines war ein Klappbett, das andere eine muffige Schlafcouch - lag ein großer dunkelroter Teppich mit kleineren Brandflecken an einigen Stellen.
Immerhin das kleine Bad schien recht sauber zu sein.

"Oh je...ich seh' mich jetzt schon die erste Kakerlake von meinem Kissen schnippen!", stöhnte Ty.
"Das der Apfel da auf dem Nachttisch noch keine Füßchen hat..."
Mit spitzen Fingern hob sie den verschrumpelten Apfel auf und ließ ihn angewidert in den Mülleimer plumpsen.

"Willst du zuerst ins Bad? Mal schauen ob dich irgendetwas beißt" , lachte Tylor und ließ sich auf die fleckige Couch fallen. Just in diesem Moment quiekte es laut und eine braune Ratte suchte erschrocken einen Weg aus den Kissen herau.

"Na das kann ja lustig werden..."

"Ach du Heiliger!", murmelte Kelly als sie mit großen Augen die muffige Tagesdecke von dem Bett zog und zusammenlegte. Als sie die Vorhänge aufzog wirbelte eine große Wolke Staub auf. Sie runzelte die Stirn und legte ihre Tasche auf den Boden. Dann ging sie langsam in Richtung Bad. "Da bin ich ja mal gespannt...", sagte sie und schloss die Tür hinter sich. Rasch zog sie sich aus und hüpft unter die Dusche. Das Wasser war eiskalt und sie schauderte. Eine kleine Spinne bahnte sich an der Decke ihren Weg.

Als sie fertig war und sich frische Kleidung angezogen hatte, setzte sie sich vorsichtig an den alten Schreibtisch und zog aus einer Schublade das Telefonbuch hervor. Dann klappte sie ihren Laptop und die Akte auf und drehte sich zu Ty. "Also...womit fangen wir an? Mit der Familie des letzten Verstorbenen? Wir könnten uns als alte Freunde ausgeben und mit ihnen reden, oder? Vielleicht erfahren wir etwas über ihn. Und dann arbeiten wir uns weiter vor zu den Angehörigen anderer Verstorbener. Wie wär's damit?" Sie begann das Internet nach der Todesanzeige vom 16. Juni 2013 aus Bright Springs zu durchforsten und versuchte nicht an das ekelerregende Zimmer zu denken.

"Gute Idee! Aber...schau mal ob der Verstorbene ein Profil auf Facebook hat. Wir wissen ja noch gar nichts über ihn, wie sollen wir da glaubhaft rüberkommen?" Tylor kratzte sich nachdenklich die Wange, wie immer wenn sie überlegte, als Kelly die Seite aufrief. "Also sein Name ist Andreas Ramirez, ein Einwanderer oder zumindest mit mexikanischen Wurzeln. Ahh guck mal er mochte Star Wars! Vielleicht haben wir uns irgendwann einmal auf einer Con. getroffen und sind in Kontakt geblieben? Dann müssen wir immerhin nicht jede Einzelheit aus seinem Leben kennen... Was denkst du?"

Kelly nickte. "Sehr gut. Das müsste glaubhaft rüber kommen." Sie durchforstete seine Bilder. "2012 war er tatsächlich auf der Star Wars Con in Anaheim." Kelly liebte es, wenn alles nach Plan lief. Rasch las sie sich noch einige Daten des Verstorbenen durch. Dann drehte sie sich zu Ty. "Du hast doch hoffentlich Star Wars gesehen", lachte sie, in der Hoffnung Ty nicht schnell die Story erklären zu müssen, während sie ihre Sachen packte. In Gedanken war sie auch schon dabei etwas über die anderen jungen Männer herauszufinden, die ebenfalls unter den mysteriösen Umständen gestorben waren. Wenn sie rechtzeitig ein Muster erkennen konnten, dann konnten sie vielleicht das nächste Opfer retten. Wenn sie das in zwei Tagen schaffen konnten...

"Natürlich habe ich Star Wars gesehen!" entgegnete Ty, in ihrer Ehre erschüttert.
"Sollen wir gleich morgen früh zu seiner Familie aufbrechen? Hast du die Adresse wo er zuletzt gewohnt hat?" Sie freute sich schon riesig. Endlich konnten sie weitere Informationen zu ihrem Fall sammeln.
"Ich hoffe du hast nichts dagegen, wenn ich deiner Spinne noch einen schnellen Besuch abstatte?" Tylor grinste und verschwand im Badezimmer. Von der Spinne war zwar nichts mehr zu sehen, dafür war das Wasser jetzt kochend heiß. "AUA! Was ist denn damit los?!", kreischte sie erschrocken.
Kelly hatte wohl bei dem Versuch warmes Wasser zu bekommen, einen verspäteten Erfolg erzielt.

Tylor kuschelte sich auf ihr quietschendes Sofa und knipste die Nachtlampe aus.
"Gute Nacht Kelly. Morgen wird super!"

"Gute Nacht, Ty. Morgen wird der Hammer!"
Kelly machte es sich noch eine Weile mit ihrem Laptop auf ihrem wackeligen Klappbett bequem und schrieb sich noch nützliche Informationen zu Raminez und den anderen Opfern auf und sucht nach einer offensichtlichen Verbindung der Männer, doch sie konnte keine finden. Sie wollte gerade den Laptop ausschalten, als sie sich auf die Website von einem der Verstorbenen stieß. "Jordan Clay", las sie leise seinen Namen vor. Sie runzelte die Stirn. Er war vor zwei Jahren das Opfer gewesen. Auf seiner Website fanden sich alle möglichen Theorien und Fotos zu Verschwörungen und ähnlichen Vorkommnissen in Bright Springs. Sie klickte auf eines der Bilder auf dem Jordan zu sehen war. Ein gut aussehender junger Mann, etwa 24 Jahre auf dem Bild. Seine leuchtend grünen Augen grinsten in die Kamera und seine dunklen Haare waren durch den Wind etwas durcheinander gebracht worden. Sein Lächeln sah aus wie das eines Journalists. "Ich glaube wir haben eine Spur...", murmelte Kelly. Jordan war anscheinend auf etwas gestoßen, dass mit dem Sterben der Männer zu tun haben könnte. Leider wurde sie aus seinen ganzen Theorien nicht ganz schlau und musste herausfinden, was ihn zum nächsten Opfer gemacht hatte. Kelly klappte den Laptop zu und kroch unter die Decke, woraufhin sie bald einschlief.

Am nächsten Tag wurde Kelly wach, weil sie sich etwas zu hektisch auf ihrem Bett umgedreht hatte und beinahe heruntergefallen war. Sie richtete sich auf und sah zu Ty.

"Aufwachen!", rief sie. "Ich hab was herausgefunden. Anscheinend war dieser Kerl Jordan Clay, der vor zwei Jahren gestorben ist, ziemlich interessiert an diesen 'Unglücklichen Toden'. Er hat einige Theorien aufgelistet. Am besten kümmerst du dich heute um Raminez und ich gehe Clay nach, okay? Irgendwas von seiner Arbeit muss ja noch übrig sein. Was hältst du davon?"

Kelly stand auf und fing an sich umzuziehen.